Recoverybericht Ulrich Mühlan

Persönlicher Recovery-Bericht für Suchterholung

 

Autor: Ulrich Mühlan, Karlstraße 94, 76137 Karlsruhe
Berichtszeitraum: Kindheit bis 2023

 

Zusammenfassung: Dieser tiefgehende persönliche Recovery-Bericht beleuchtet meine Reise der Suchterholung und die transformative Kraft meiner Überzeugungen. Statt von Scham überwältigt zu werden, bin ich fest davon überzeugt, dass mein Leben genau so verlaufen musste,um mich zu dem Menschen zu machen, der ich heute bin. Dieser Weg hat mich befähigt, anderen Menschen, die noch in den Klauen der Sucht gefangen sind, zu helfen und ihnen Hoffnung und Ermutigung zu schenken.

 

Hintergrund: Meine angeborene Neugier und mein Streben nach intensiven Erfahrungen führten mich auf einen gefährlichen Pfad der Abhängigkeit, der durch schmerzhafte traumatische Erlebnisse in meiner Kindheit und Jugend verstärkt wurde. Die Entwicklung einer posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS) begleitete mich auf meiner Reise. Auf meiner Suche nach Linderung entdeckte ich Heroin und andere Drogen, die vorübergehende Erleichterung von meinem emotionalen Schmerz versprachen.

 

Hauptziele:

 

  1. Substanzfreiheit: Mein Hauptziel war es, die Kontrolle über mein Leben zurückzugewinnen und eine substanzfreie Existenz zu führen, befreit von den Fesseln der Sucht.

  2. Traumaheilung: Parallel zur Überwindung der Sucht strebte ich danach, meine PTBS zu bewältigen und emotionale Wunden aus meiner Vergangenheit zu heilen.

  3. Leben und Dienst an anderen: Mein Fokus hat sich erweitert, um nicht nur meine Sucht zu überwinden, sondern auch ein Leben zu führen, das anderen Hoffnung gibt und ihnen auf ihrem eigenen Weg zur Genesung hilft.

  4. Erfüllendes Leben: Ich habe die feste Absicht, ein erfülltes Leben zu führen, das mit meinen Werten, Aktivitäten und Verpflichtungen im Einklang steht.

  5. Ganzheitliche Transformation: Ich strebte danach, mich auf körperlicher, emotionaler und geistiger Ebene weiterzuentwickeln und eine umfassende Transformation zu erreichen.

 

Erfolge: Meine Genesungsreise war geprägt von den Meilensteinen:

 

  1. Transformation der Überzeugungen: Ich habe gelernt, meine Suchterkrankung nicht als Fehler, sondern als entscheidenden Teil meiner Lebensreise zu sehen, der mich zu einem besseren Verständnis von mir selbst und anderen geführt hat.

  2. Hilfe für andere: Mein Weg hat mich befähigt, Menschen, die noch in der Dunkelheit der Sucht gefangen sind, zu unterstützen. Meine eigenen Erfahrungen dienen als lebendiges Beispiel für die Möglichkeit der Heilung.

  3. Vielfältige Aktivitäten: Mein Engagement in Aktivitäten wie Freiem Tanzen, der Produktion von Radiosendungen, gewaltfreier Kommunikation und vielfacher ehrenamtlicher Tätigkeit hat mir einen tieferen Sinn und erfüllte Tage geschenkt.

  4. Starke Motivation durch Verlust: Der Verlust von vielen Menschen in meinem Umfeld durch Drogen hat meine Entschlossenheit gestärkt, ein Leben ohne Drogen zu führen und ihr Gedenken zu ehren.

  5. Vielfache Entzüge und Klinikaufenthalte: In meiner Entschlossenheit, die Sucht zu überwinden, habe ich mich ungefähr 30 Mal in psychiatrische Kliniken begeben, um Entzüge zu durchlaufen. Drei Langzeit Rehas habe ich regulär beendet.

  6. Ein spirituelles Abenteuer in Thailand: Eine bemerkenswerte Wendung meiner Reise war mein Heroinentzug in einem buddhistischen Kloster in Thailand, wo ich mich auf spirituelle Weise, im kalten Entzug und durch Meditation von der Sucht befreite.

  7. Vorbild für meine Söhne: Mein stärkster Antrieb war, meinen Söhnen David und Elias ein Vorbild zu sein und ihnen zu zeigen, dass ein Leben in Gesundheit und Erfüllung möglich ist.

Herausforderungen: Meine Erholung war von erheblichen Herausforderungen begleitet:

 

  1. Innere Transformation: Die Neuausrichtung meiner Überzeugungen erforderte eine intensive innere Arbeit und die Fähigkeit, alte Muster zu durchbrechen.

  2. Emotionale Resilienz: Trotz meiner Überzeugungen habe ich mich Herausforderungen und emotionalen Schwankungen stellen müssen, um meine Genesung aufrechtzuerhalten.

  3. Rückfälle und Rückfallepisoden: Besonders herausfordernde Phasen meiner Genesung waren das Überwinden von Rückfällen und Rückfallepisoden. Diese Momente erforderten zusätzliche Entschlossenheit und den Willen, mich wieder auf den Weg der Genesung zubegeben.

  4. Innerer Kampf und Versuchungen: Trotz meiner Motivation gab es Momente des inneren Konflikts und der Versuchungen, die ich mit Entschlossenheit überwinden musste.

  5. Craving in emotionalen Ausnahmezuständen: Trotz meiner Fortschritte spüre ich gelegentlich noch Craving, insbesondere wenn ich mit starken Emotionen wie Liebeskummer, Wut, Traurigkeit und Ärger konfrontiert bin. Diese Momente erfordern zusätzliche Achtsamkeit und Strategien, um mit den intensiven Gefühlen umzugehen.

 

Erkenntnisse und Lektionen: Während meiner Suchterholung habe ich wertvolle Erkenntnisse gewonnen:

 

  1. Eigene Geschichte nutzen: Die Akzeptanz meiner Vergangenheit und die Integration meiner Erfahrungen befähigen mich, anderen Menschen auf ihrem Weg zur Genesung zu helfen.

  2. Sinn im Leben: Meine Fähigkeit, anderen zu helfen und ihnen Hoffnung zu schenken, verleiht meinem Leben einen tieferen Sinn und erfüllt mich zutiefst.

  3. Stärke und Resilienz: Meine Reise hat mich gelehrt, dass ich stark genug bin, Herausforderungen zu meistern und aus Rückschlägen zu lernen.

  4. Engagierte Aktivitäten und die Verfolgung meiner Leidenschaften unterstützen meine Heilung und halten mich auf dem Weg.

  5. Selbstakzeptanz und spirituelle Praktiken waren entscheidend für meine Heilung und die Überwindung von Trauma und Sucht.

  6. Die Unterstützung von Fachleuten, Gemeinschaften und das Teilen meiner Erfahrungen mit anderen waren unersetzlich auf meinem Weg der Genesung.

  7. Die Entscheidung, in ein Betreutes Wohnen zu ziehen, hat mir maßgeblich ein zufriedenes Leben ohne Drogen ermöglicht.


Ausblick:

Mit Dankbarkeit und Entschlossenheit blicke ich in die Zukunft. Ich beginne meine Ausbildung zum Ex In Genesungsbegleiter, um mein Wissen und meine Erfahrungen zu nutzen, um anderen Menschen in der Sucht zu helfen. Diese neue Phase meiner Reise wird es mir ermöglichen, noch tiefer in den Dienst an anderen einzutauchen und ihnen auf ihrem Weg der Genesung zur Seite zu stehen.

 

Dieser Bericht erzählt von meiner bemerkenswerten Reise der Suchterholung, die von einer tiefen Transformation meiner Überzeugungen und einem erweiterten Verständnis für das Leben geprägt ist. Ich bin zuversichtlich, dass ich die kommenden Jahre damit verbringen werde, anderen Menschen eine Hand zu reichen und ihnen auf ihrem eigenen Weg der Genesung beizustehen.

 

Karlsruhe, den 15.08.2023
Uli Mühlan