Kernsätze

Empowerment, Recovery und Salutogenese praxisnah

Empowerment (Selbstermächtigung, Selbstbefähigung) heißt:

Stark werden:

  1. Die eigenen Fähigkeiten erkennen und nutzen.

  2. Verantwortung für das eigene Leben übernehmen und eventuell in einem zweiten Schritt für andere.

  3. Sich selbst etwas zutrauen.

  4. Sich einmischen, aktiv werden und bleiben.

  5. Nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit streben. 

  6. Selbstbestimmung anstreben. Fremdbestimmung vermeiden.

  7. Für Helfer: Empowerment kann nur gefördert bzw. angeregt werden. Nur der/die Betroffene selbst kann Empowerment für sich realisieren.

  8. Mit kleinen Empowermentschritten zufrieden sein.

  9. Eigene Stärken in den Fokus nehmen, ohne den Blick auf die Defizite zu verlieren (Ressourcenorientierung).

Recovery (Genesung, Wiedererstarken) heißt:

Genesen:

  1. An die eigene Genesung glauben.

  2. Hoffnung, Optimismus und Zuversicht bewahren.

  3. Für Helfer: "Holder of hope"  (stellvertretender Hoffnungsträger) sein.

  4. Der Erkrankung einen Sinn geben.

  5. Jeder hat das Potenzial zur Genesung.

  6. Entscheidend ist es, ein gutes und erfülltes Leben zu führen und nicht unbedingt symptomfrei zu werden.

  7. Rückschläge auf dem eigenen Recoveryweg akzeptieren. Recovery ist ein längerfristiger Prozess - letztendlich lebenslang.

  8. Bereitschaft Risiken einzugehen.

Salutogenese (Entstehung von seelischer Gesundheit) heißt:

Wie seelische Gesundheit entsteht:

  1. Niemand ist zu 100% krank oder zu 100% gesund. Die Person befindet sich zwischen den beiden Polen "krank" und "gesund". Die Anteile von "gesund" und "krank" sind zeitabhängig.

  2. Die Frage ist nicht "Was macht krank?", sondern "Was macht bzw. hält gesund?"

  3. Seelische Gesundheit bzw. seelische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ist im Wesentlichen von 3 Faktoren abhängig.
    Koheränzgefühl, SOC=sense of coherence:

    1. Sinnhaftigkeit: Ich habe das Gefühl, es lohnt sich, sich für etwas einzusetzen bzw. dass es bedeutsam ist, was ich tue.

    2. Verstehbarkeit: Ich habe das Gefühl, dass ich die Zusammenhänge des Lebens bzw. meiner seelischen Erschütterung kenne.

    3. Handhabbarkeit: Ich habe das Gefühl, dass das was ich tue wirksam ist und dass ich das Leben und meine Handlungen im Griff habe.

 

Recovery, Empowerment und Salutogenese sind inhaltlich sehr miteinander verwandt. Sie können als eine der konzeptionellen Grundlagen von EX-IN und der Selbsthilfebewegung verstanden werden. Es handelt sich um Konzepte, die Optimismus, Mut und Hoffnung vermitteln, deswegen ist es für seelische belastete Menschen sinnvoll, sich mit diesen Konzepten auseinanderzusetzen.