Recovery-Kernsätze
Empowerment, Recovery und Salutogenese praxisnah
Empowerment (Selbstermächtigung, Selbstbefähigung) heißt:
Stark werden:
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Die eigenen Fähigkeiten erkennen und nutzen.
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Verantwortung für das eigene Leben übernehmen und eventuell in einem zweiten Schritt für andere.
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Sich selbst etwas zutrauen.
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Sich einmischen, aktiv werden und bleiben.
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Nach Unabhängigkeit und Selbstständigkeit streben.
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Selbstbestimmung anstreben. Fremdbestimmung vermeiden.
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Für Helfer: Empowerment kann nur gefördert bzw. angeregt werden. Nur der/die Betroffene selbst kann Empowerment für sich realisieren.
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Mit kleinen Empowermentschritten zufrieden sein.
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Eigene Stärken in den Fokus nehmen, ohne den Blick auf die Defizite zu verlieren (Ressourcenorientierung).
Recovery (Genesung, Wiedererstarken) heißt:
Genesen:
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An die eigene Genesung glauben.
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Hoffnung, Optimismus und Zuversicht bewahren.
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Für Helfer: "Holder of hope" (stellvertretender Hoffnungsträger) sein.
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Der Erkrankung einen Sinn geben.
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Jeder hat das Potenzial zur Genesung.
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Entscheidend ist es, ein gutes und erfülltes Leben zu führen und nicht unbedingt symptomfrei zu werden.
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Rückschläge auf dem eigenen Recoveryweg akzeptieren. Recovery ist ein längerfristiger Prozess - letztendlich lebenslang.
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Bereitschaft Risiken einzugehen.
Salutogenese (Entstehung von seelischer Gesundheit) heißt:
Wie seelische Gesundheit entsteht:
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Niemand ist zu 100% krank oder zu 100% gesund. Die Person befindet sich zwischen den beiden Polen "krank" und "gesund". Die Anteile von "gesund" und "krank" sind zeitabhängig.
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Die Frage ist nicht "Was macht krank?", sondern "Was macht bzw. hält gesund?"
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Seelische Gesundheit bzw. seelische Widerstandsfähigkeit (Resilienz) ist im Wesentlichen von 3 Faktoren abhängig.
Koheränzgefühl, SOC=sense of coherence:-
Sinnhaftigkeit: Ich habe das Gefühl, es lohnt sich, sich für etwas einzusetzen bzw. dass es bedeutsam ist, was ich tue.
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Verstehbarkeit: Ich habe das Gefühl, dass ich die Zusammenhänge des Lebens bzw. meiner seelischen Erschütterung kenne.
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Handhabbarkeit: Ich habe das Gefühl, dass das was ich tue wirksam ist und dass ich das Leben und meine Handlungen im Griff habe.
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Recovery, Empowerment und Salutogenese sind inhaltlich sehr miteinander verwandt. Sie können als eine der konzeptionellen Grundlagen von EX-IN und der Selbsthilfebewegung verstanden werden. Es handelt sich um Konzepte, die Optimismus, Mut und Hoffnung vermitteln, deswegen ist es für seelische belastete Menschen sinnvoll, sich mit diesen Konzepten auseinanderzusetzen.